2 Tage im Kloster – Zwischen Meditieren, Schweigen und Erdung finden

2 Tage im Kloster – Zwischen Meditieren, Schweigen und Erdung finden

Wenn mich jemand fragen würde, mit welchen drei Worten ich das letzte Wochenende beschreiben würde, dann wären es: Entspannend, anstrengend und Schmerzen. Das hört sich jetzt sehr verwirrend an aber das ist bekanntlich ja mein zweiter Vorname…

In Buchenberg im wunderschönen Allgau angekommen wurden wir von sechs sehr jungen Leuten im modernen Zen-Kloster in Empfang genommen. Ich persönlich hatte mir das Kloster wie eines der Schullandheime auf Klassenfahrten vorgestellt und dachte, dass mich ein mindestens 1000 Jahre alter Zen-Meister begrüßt – da hatte ich mich wohl ordentlich getäuscht. Nach der positiven Überraschung konnte ich mich direkt wohlfühlen und hatte es überhaupt nicht schwer anzukommen.

Ab ins kalte Wasser

Am ersten Abend wurde nicht lang gewartet und wir fanden uns in der Zendo (dem Zimmer in dem man meditiert) auf einer Matte und einem Meditations-Hocker zum Meditieren wieder. Es war zwar nicht das erste Mal das ich meditiert hatte, trotzdem aber eine ganz andere Erfahrung. Bisher hatte ich nur geführte Meditationen mitgemacht und konnte mich dort super drauf einlassen. Schnell wurde mir bewusst, dass ich mich dieses Wochenende so viel wie nie zuvor mit mir selbst beschäftigen muss und möchte. Für den ersten Abend war das Programm recht entspannt – wahrscheinlich, weil er der zweite es umso mehr in sich hatte.

Samstag

5.30 Uhr war für mich für einen Samstag sehr sehr früh. Trotzdem bin ich total energiegeladen und voller Vorfreude in den Tag gestartet. Zu recht: Denn vor mir stand eine Kombination auf Meditieren und Sport an der frischen Luft. Puh – wie sehr habe ich es nur genossen, am frühen Morgen durch die Wälder des Allgäus zu joggen. Die Luft ist einfach unvergleichlich mit dem was ich hier in Stuttgart einatmen würde. Die Glücksgefühle sind teilweise nur durch meinen Körper gesprungen und ich hätte mir wenig besseres für einen Start in den Tag vorstellen können. Um 10 Uhr morgens fühlte es sich schon an, als wäre es mindestens 16 Uhr – so aktiv war ich so früh lange nicht mehr.

Schon am Nachmittag hatte sich die „Arbeit“ der vorherigen Stunden gelohnt – ich habe ich eine tolle Meditations-Erfahrung machen dürfen. Mein Körper fing in sich an zu schwingen und ich war vollkommen bei mir selbst angekommen. Ob das normal und richtig war, weiß ich nicht – aber es hat sich gut angefühlt.
Für mich war dies der perfekte Zeitpunkt, um die Natur im Allgäu zu genießen und den Nachmittag für mich zu nutzen. Gesagt getan: Barfuß bin ich durch den Garten des Klosters gelaufen, habe mich mit anderen über ihre Erfahrungen ausgetauscht und habe einfach die Sonne auf mich scheinen lassen. Perfekt.

Für den restlichen Tag standen weitere Sessions aus dem Zen und Körperübungen aus dem Qigong auf dem Plan. Langsam merkte ich, wie mein Körper die Belastung des Sitzens in den Gelenken nicht gewohnt war und wie ich langsam etwas träge wurde. Die einzelnen Sessions wurden immer schwerer durchzuhalten. Fast entstand ein kleiner innerer Kampf zwischen mir und meinen Gedanken. Bis in den späten Abend fanden noch Meditations-Sessions in Kombination mit Körperübungen statt. Sehr glücklich und erschöpft viel ich an diesem Tag ins Bett.

Sonntag

Der Wecker klingelte wieder 5.30 Uhr. Jetzt fiel es mir schon wesentlich schwerer, mich die kommenden Stunden auf meiner Meditationsbank sitzen zu sehen. Meine Gelenke fingen schon bei dem Gedanken an zu schreien. Ich war froh über jede Pause in der wir uns bewegen durften. Wie ihr merkt, der zweite Tag ist mir nicht sonderlich positiv in Erinnerung geblieben. Das lag weniger an dem Seminar, sondern eher an der Belastung die ich nicht gewohnt war. Durch die Schmerzen und meine zusätzlich einsetzende Periode fiel es mir überhaupt nicht leicht zu meditieren. Ich versuchte es, aber konnte einfach keinen Weg finden…für mich war der Tag relativ schnell gelaufen. Trotzdem zog ich es bis zum Ende durch, weil ich die Erfahrung komplett machen wollte. Heilfroh war ich trotzdem, als wir mit dem Meditieren fertig waren und das Seminar zum Abschluss kam.

Erkenntnisse für mein selbst

Auch wenn mir der zweite Tag sehr sehr schwer fiel, ist es genau wie mit anderen Dingen im Leben. Meditieren muss man lernen und es ist ein Prozess, bei dem man nicht von heute auf morgen erwarten darf, dass alles zu 100% glatt läuft. Zwar bin ich persönlich da sehr ungeduldig, konnte aber trotzdem meine Erkenntnisse vom Wochenende mitnehmen:

  1. Viel öfter sollte ich bewusst essen: Besonders das Essen im Schweigen hat mir gezeigt, dass ich Zu Hause eigentlich nie bewusst esse. Ständig lass ich mich von meinem Smartphone berieseln und mach mein Make-Up während ich am Frühstücken bin.
  2. Morgens Sport zu machen tut mir gut.
  3. Meditieren ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen funktioniert.
  4. Um mit etwas zu beginnen, muss man es fest und verpflichtend in seinen Alltag integrieren.

Und jetzt?

Für mich war klar: Ich möchte es trotz der kleinen „negativen“ Erfahrung weitermachen. Auch wenn ich Zuhause ankam und erstmal 20 Minuten wie ein Schlosshund geweint habe (was da nur wieder los war..Hormone ??), habe ich das Positive von Wochenende mitnehmen können. In der letzten Woche habe ich meinem Körper die Ruhe gegeben die er dringend braucht. Heute habe ich 15 Minuten meditiert – mit neuer Energie habe ich während des Kochens gesungen und getanzt. So kann es laufen.

Habt ihr schon mal meditiert und wie waren eure Erfahrungen? Schreibt mir gerne eure Fragen und Erkenntnisse in die Kommentare 🙂